Ich öffne die Tür einen Spalt und warte einen Augenblick, bis sich meine Augen an das Dämmerlicht im Zimmer gewöhnt haben. Rosalie liegt immer noch in ihrem Bett, so wie ich sie verlassen habe. Ich halte sogar die Luft an, um sicherzugehen, dass sie mich hört. Vorsichtig, vorsichtig schiebe ich die Tür ein kleines Stück weiter auf und zucke zusammen, als die verdammten Angeln ein kleines Knarzen von sich geben. Ängstlich schiele ich auf die Gestalt im Bett. Doch da keine Welle von Vorwürfen über mir zusammenschlägt, kann ich sicher davon ausgehen, dass sie nicht wach geworden ist. Ich schlüpfe durch die Tür und ziehe sie hinter mir zu, langsam, damit sie ja nicht zufällt. Zum Glück kenne ich den Fußboden in diesem Zimmer ebenso gut wie den in meinem eigenen, und könnte die losen Bretter im Schlaf überspringen. Innerhalb weniger Sekunden habe ich den Raum durchquert und kuschle mich unter die Decke, an Rosalies Rücken, so als wäre ich nie fortgewesen.
Endlich beginnt mein angespannter Körper, sich zu entspannen, und mein Atem beruhigt sich wieder. Es ist geschafft. Mein letzter Auftrag. Jetzt kann mein neues Leben beginnen. Ich muss in das Kissen beißen, um ein erleichtertes Auflachen zu unterdrücken. Mein neues Leben. Ich habe alle Schulden abbezahlt, die mich an mein altes Leben gebunden haben. Alles, was ich bis noch zu tun habe, ist unauffällig zu bleiben, mit allen alten Gewohnheiten zu brechen, bis die asiatischstämmige Unterwelt San Diegos vergessen hat, dass Sonam Chime jemals existiert hat. Leider habe ich in den vergangenen Jahren einige Leute verärgert, nicht unbedingt die Art von Leuten, die schnell vergibt und vergisst. Aber ich werde es schaffen. Ich bin am Ziel meiner Träume angelangt – im Besitz einer amerikanischen Staatsbürgerschaft, eine schöne Wohnung, Freundinnen, die mir geholfen haben, dies alles zu verwirklichen. Sie brauchen nicht zu wissen, was ich getan habe, um hier zu enden. Sie dürfen es nicht wissen.